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Die Ohnmacht des Staates angesichts der Anarchie der Familie

By 6. April 2014März 24th, 2022No Comments

Man könnte sagen, dass das Heim die einzige anarchistische Institution sei. Das heißt, sie ist älter als Gesetze und steht außerhalb des Staates. Sie wird von der Natur durch undefinierbare Kräfte der Sippe und Sitte erneuert oder zerstört. Das soll nicht heißen, dass der Staat keine Autorität über die Familie hat; dass Staatsautorität angerufen wird und angerufen werden soll in den vielen abnormalen Fällen. Aber in den meisten Fällen von Familien-Freud und – Leid gibt es für den Staat keine Möglichkeit der Einmengung. […] Selbst in den abnormalen Fällen, wo das Gesetz einzugreifen vermag, findet man diese Schwierigkeiten immer wieder, wie gar mancher ratlos gewordene Beamte wissen wird. […] Der Staat hat kein Werkzeug, das zart genug wäre, die tiefeingewurzelten Gefühle der Familie zu entwurzeln […].

G. K. Chesterton: Was Unrecht ist an der Welt, München 1924, Ebd., S. 61-63.